Kaum zu glauben, es ist uns doch tatsächlich gelungen unseren Sauerteig ein ganzes Jahr am Leben zu erhalten. Wenn ich mir die (lange) Liste unserer verstorbenen Topfpflanzen ansehe, wundert mich das wirklich. Es sagt zwei Dinge über den Sauerteig aus – zum einen ist er sehr sehr widerstandsfähig und zum anderen liegt er uns, im Gegensatz zu den Pflanzen, die keinen kulinarischen Nutzen für uns haben, wirklich am Herzen. Gefällt uns. Was uns auch noch gefällt, ist die Tatsache, dass wir die Brotlaibe, die wir im letzten Jahr gekauft haben an 2 Händen abzählen können.
Unser Brotkörberl ist im letzten Jahr schon beachtlich gewachsen:
Zwiebel-Speck-Brot
Bierbrot
Körndlbrot
Vinschgerl
Bauernbrot
Wurzelbrot
Eine kleine Besonderheit zu unserem Sauerteig muss ich euch noch erzählen. Eine gute Freundin von uns machte eine Reise durch Kanada. In einem Hostel kam sie ins Gespräch mit den Betreibern, die ihr prompt als Geschenk ein Sackerl mit Sauerteig in die Hand drückten. Dieser Sauerteig war angeblich schon 100 Jahre alt und sie sollte ihn mit nach Österreich nehmen. Im Grunde würde man sich ja über so ein Geschenk freuen. Wenn man aber noch eine längere Reise und vor allem viele Flugstunden vor sich hat, wird die Freude durch die Frage über einen möglichen Transport getrübt. Der Gedanke an ein geplatztes Sackerl Sauerteig im Rucksack ist ja schließlich nicht gerade prickelnd. Verstand hat entschieden – Sauerteig landet im Mistkübel. Herz und Bauch konnten nicht schlafen und holten das Sackerl wieder heraus. Gottseidank wusste meine Freundin wie das mit dem Trockenreiben funktioniert (könnt ihr auch hier nachlesen) und brachte ein Stück hundertjährige kanadische Backtradition mit nach Hause. Und am schönsten ist – sie hat ihren Sauerteig mit uns geteilt und jetzt haben auch wir die Möglichkeit geschichtsträchtiges Brot zu backen.
Wie es sich zu einem Geburtstag gehört – gibt es auch Geschenke. Unser Geschenk für euch zum heutigen Ehrentag unseres Sauerteiges ist das Rezept für ein im Topf gebackenes Erdäpfel – Bierbrot. Die Erdäpfel machen das Brot saftig und der Topf macht eine tolle Kruste – im großen und ganzen also ein herrliches Weißbrot.
Gebacken wird das Brot in einem Topf – bei uns ein gusseisener Bräter mit Deckel, der ein Fassungsvermögen von ca. 4 Litern hat. Es ist wichtig, dass alle Teile des Topfs aus Metall sind – Kunststoff würde die benötigten Temperaturen nicht aushalten.
So, ihr könnt ja jetzt schon mal backen – wir feiern noch ein bisschen. Wir haben nämlich noch einen zweiten Grund dafür – wir sind 2 (!!) Mal auf der Shortlist vom AMA Food Blog Award 2016 gelandet und dürfen somit am nächsten Freitag zur Preisverleihung nach Wien fahren. Die Freude darüber ist riesengroß! Wir können es kaum erwarten und werden euch natürlich von unserem Ausflug in die große Stadt berichten.
Zutaten für einen Laib Erdäpfel-Bierbrot (ca. 1 kg)
Vorteig:
5 gr. frischer Germ
150 gr. Wasser
150 gr. Weizenmehl
50 gr. Sauerteig
Hauptteig:
Vorteig
100 gr. Wasser
120 gr. Bier
10 gr. frischer Germ
150 gr. Erdäpfel (gekocht und durchgedrückt)
200 gr. Weizenmehl
200 gr. Roggenmehl
15 gr. Salz
zum Bestreichen:
3 gr. Germ
1 EL Mehl
50 ml Bier
Zubereitung:
Die Zutaten für den Vorteig miteinander verrühren und abgedeckt ca. 3 h ruhen lassen.
Für den Hauptteig den Vorteig mit allen anderen Zutaten zu einem glatten Teig verkneten. Abgedeckt ca. 45 min gehen lassen. Nach dem sich der Teig in etwa verdoppelt hat, auf der bemehlten Arbeitsfläche zu einem Laib formen und in einem gut bemehlten Simperl nochmals ca. 30 min gehen lassen. Währenddessen aus den Zutaten zum Bestreichen einen flüssigen Brei zusammenrühren und ebenfalls gehen lassen.
Den Topf mit Deckel ins Backrohr geben und auf 250° vorheizen. Den Teig vom Gärkörbchen in den Topf kippen, mit dem Bier-Mehlbrei bestrichen und den Deckel wieder schließen. (VORSICHT – Topf und Deckel sind sehr heiß!) Nach 5 min auf 190° zurückschalten. Nach ca. 40 min den Deckel abnehmen und das Brot noch 10 min ohne Deckel fertig backen. Auf einem Gitterrost auskühlen lassen.