Blutwurst selbst gemacht

„Wenn da Holler bliaht, donn mocht ma koa Bluatwuascht!“
„Wonn mocht ma donn a Bluatwuascht?“
„Jo wenns nimma so hoaß is!“
„I mog oba iatz!“

Diese Diskussion zwischen meiner Oma und mir stand am Anfang der Planung zu unserem Projekt „Blutwurst selbermachen“. Und tada, der Holler hat geblüht und wir haben trotzdem Blutwurst gemacht.

Blutwurst selbst gemacht

Früher machte diese Regel wohl wirklich Sinn und wursten war eine Angelegenheit für die kalte Jahreszeit. Im Kühlschrankzeitalter, in dem wir uns ja momentan befinden, besteht keine Gefahr, dass die Würste verderben, also ließen wir uns auch vom blühenden Holler nicht abhalten.

Blutwurst selbst gemacht

Das gemeinsame Wursten war wie eine Reise in die Vergangenheit – solange ich mich erinnern kann, wurde auf dem Bauernhof meiner Großeltern eine Sau gefüttert. Sehr liebevoll sogar, meine Oma hat meistens extra Erdäpfel für sie gekocht. Sie hatte Zeit langsam zu wachsen und ein ziemlich schönes Leben. Nach der Schlachtung wurde sie zerlegt und so gut wie alles wurde verwertet. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich liebend gern Hirn mit Ei gegessen hab – kaum zu glauben oder, Gemüse kam mir bis zu meinem 15 Lebensjahr quasi nicht über die Lippen aber Hirn hab ich gegessen. Heute bevorzuge ich eindeutig Gemüse!

Nach dem Sauabstechen wurde immer frische Blutwurst gemacht, auch die hat mir richtig gut geschmeckt. Der Bauernhof meiner Großeltern ist stillgelegt und Blutwurst gibt es schon seit ein paar Jahren nicht mehr – schade eigentlich! In letzter Zeit kam immer wieder mal der Gusto nach Blutwurst, aber eine Gekaufte wollte ich nicht essen. Die Zeit war also reif, meine eigene Blutwurst zu machen, und ich muss sagen, sie ist gelungen.

Neben dem verwendeten Blut kommt in die Blutwurst auch noch ein Stück vom Schwein, das bei den wenigsten auf dem Teller landet – der Saukopf. Gebraten und nach dem Erkalten abgefiselt bildet der Schweinekopf die Fleischgrundlage für die Blutwurst.

Gemeinsam mit Knödelbrot (selbstgemacht natürlich) wird das Fleisch durchgedreht und mit dem Blut vermischt. Gewürzt wird die Blutwurst nur mit Salz, Pfeffer und einem Hauch Majoran – „sonst ist es keine Blutwurst mehr“ sagt Opa, und nachdem wir schon wursten, wenn der Holler blüht, rede ich da nicht mehr dagegen.

Zutaten für 8 große Blutwürste:
(als kleine Richtlinie 3 Blutwürste reichen für 10 Personen)

1 Saukopf
Schweineblut
Knödelbrot (4 Zedln, von Oma selbstgemacht)
etwas Brühe
Wurzelgemüse
Salz, Pfeffer, Majoran

4 m Darm

Zubereitung:

Am Vortag: Den Saukopf zerteilen, die Hälfte mit Wurzelgemüse im Ofen bei 180° ca. 2 h braten und kalt werden lassen. Die andere Hälfte mit Wasser und Wurzelgemüse sieden – die Brühe braucht man später auch noch.

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Am Wurst-Tag: Den Darm spülen und in ca. 50 cm lange Stücke schneiden. Das Knödelbrot in kleine Würfel schneiden. Das erkaltete Fleisch von Knochen und Knorpel befreien und in Würfel schneiden, anschließend durch den Fleischwolf drehen. Am besten schon jetzt durchmischen und abschmecken (bevor das Blut dabei ist!). Nach Gefühl Blut und Brühe zugießen bis die Masse eine breiige Konsistenz bekommt. Es ist schwierig hier genaue Mengenangaben zu machen.

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Mithilfe von Fleischwolf und Wurstfüllhorn werden die Würste gefüllt. Den Darm erst auffädeln, wenn das Wurstfüllhorn bereits gefüllt ist- so geht es viel einfacher (das haben wir bei unserem ersten Wurstversuch leider noch nicht gewusst und uns ziemlich geplagt). Die Enden der Würste mit Küchengarn zusammenbinden. In einem großen Topf in kaltes Wasser geben und langsam erhitzen, das Wasser sollte auf keinen Fall kochen. Die Würste sind fertig gebrüht, wenn beim Anstechen mit einer Nadel keine Flüssigkeit mehr austritt.

Blutwurst selbst gemacht

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Die gebrühten Würste werden gebraten und mit Erdäpfeln und Sauerkraut gegessen. Sie lassen sich auch sehr gut einfrieren.

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Und so machte die Blutwurst aus einem gewöhnlichen Mittwoch Abend einen Feiertag, an dem sich die ganze Familie getroffen hat um gemeinsam zu essen – Blut ist eben doch dicker als Wasser 🙂

 

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  1. Christine says:

    liebe Sarah – Kompliment für Euren Blog

    exact so werden sie bei uns gemacht – nur dass noch 1 Schöpfer glasig angeröstete
    Zwiebel und 1 Schöpfer frisch ausgelassene Grammeln dazugemischt werden.

    1 mal im Jahr ( so um die Weichnachtszeit) freut sich schon jeder drauf
    liebe Grüße aus dem Bezirk Steyr-Land
    Christine

    1. Liebe Christine!
      Vielen Dank für deine Nachricht! Die Idee mit den Zwiebeln und Grammeln werden wir uns bestimmt bis zum nächsten Mal merken! Hört sich gut an!
      Wir werden das Blutwurstritual in unserer Familie wiederbeleben und ab jetzt zur Tradition machen. Liebe Grüße aus Geretsberg, Sarah und Alex

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