Wer immer tut was er schon kann, bleibt immer das was er schon ist.
Henry Ford
Auf diesen Beitrag freue ich mich schon seit einigen Wochen. Wir haben uns als Ziel gesetzt für einen Frühschoppen alles selbst zu machen. Nachdem es so gut gelungen ist, werden wir uns zukünftig auch noch ans Weißbierbrauen machen, damit beim nächsten Mal wirklich ALLES selbstgemacht ist. 🙂
Selber machen ist ja momentan ein großer Trend. Wir wollen die Dinge wieder selber herstellen, wissen wie etwas funktioniert, altes Handwerk und Traditionen wieder beleben. Selber machen war wohl auch noch nie einfacher als heute – Youtube machts möglich. Egal ob man wissen will, wie man Ukulele spielt, strickt oder Brot bäckt – alles ist nur einen Mausklick von der Umsetzung entfernt. Für mich fühlt sich die Zeit, die man zum Selbermachen aufwendet, egal ob Gekochtes, Genähtes oder Gebasteltes, als sinnvoll genutzt an. Mit den Händen tätig sein, empfinde ich als Entspannung und kleine Flucht vom Alltag. Ein weiterer positiver Aspekt des Selbermachens ist die hohe Wertschätzung die damit einhergeht. Zeit und nicht Geld ist das Kostbarste, das wir haben. Deshalb hält die Freude über Selbstgemachtes auch um ein vielfaches länger an, als über Gekauftes. Und ich kann euch nur eines sagen, meine Freude beim Weißwurst-Essen war riesengroß!
Ja sicher, es war schon ein kleines Risiko, 3 Dinge zum ersten Mal auszuprobieren, und das Ergebnis gleich zum Frühschoppen anlässlich meines Geburtstags zu servieren. Es hätte auch in die Hose gehen können, ungenießbar sein, und und und…. Aber es hat sich gelohnt. Die Weißwürste sind uns überaus gut gelungen und die Brezen waren sogar besser als die vom Bäcker. Ich hab mich nämlich darauf beschränkt bloß 20 Brezen selbst zu backen und noch mal 20 beim Bäcker zu bestellen. Immerhin hat man ja auch Geburtstag und will nicht den ganzen Tag in der Küche stehen.
Am einfachsten war eigentlich die Sache mit dem Senf, der sollte nämlich sowieso noch reifen und deshalb haben wir den schon 2 Wochen vor Tag X hergestellt. Er war zwar ein kleines bisschen flüssiger als der gekaufte, dafür gänzlich ohne konservierende Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker etc. und geschmacklich einsame Spitze – davon gehe ich jedenfalls aus, nachdem ich die leeren Gläser gesehen hab. Die sahen fast aus wie gewaschen.
Süßer Hausmachersenf
Zutaten für ca. 750 ml Senf
200 gr. gelbe Senfkörner (grob gemahlen)
70 gr. braune Senfkörner (grob gemahlen)
1/2 kg Zucker
2 Zwiebeln
375 ml Weißweinessig
2 Lorbeerblätter
4 Nelken
1 EL Salz
1 EL braune Senfkörner (nicht gemahlen)
eine unbehandelte Zitrone
Zubereitung
Zwiebel schälen und in grobe Stücke schneiden, die Zitrone halbieren. Die Zwiebelstücke und die Zitrone gemeinsam mit den Gewürzen (außer Senfmehl und Zucker) dem Essig und 750 ml Wasser 30 min bei mittlerer Hitze kochen lassen. Den Gewürzsud abseihen und das Senfmehl und den Zucker dazu in den Topf geben. Bis zur gewünschten Konsistenz unter rühren einkochen und saubere Gläser abfüllen. Vor dem ersten genießen mindestens 2 Wochen an einem kühlen und dunklen Ort ziehen lassen. So verliert der Senf seine Schärfe.
Brezen
Zutaten für 10 Brezen
500 gr. Weizenmehl von der Renzl Mühle
275 ml lauwarmes Wasser
1/2 Würfel Germ
1 TL Zucker
2 TL Salz
25 gr. weiche Butter
Ofner’s Brezenlauge
Einmalhandschuhe
grobes Salz, Kümmel
Zubereitung
Alle Zutaten zu einem geschmeidigen Teig kneten und abgedeckt 20 min ruhen lassen. Anschließend den Teig in 10 gleich große Portionen teilen und rundschleifen. Diese Teigstücke wieder abgedeckt 20 min gehen lassen. Aus den Teigkugeln werden nun Stränge zu ca. 60 cm Länge geformt (in der Mitte etwas dicker als an den Enden) und zu Brezen geschlungen. Dazu gibt’s bestimmt auch ein Youtube-Video :-). Die Brezen müssen nun 30 min gehen – natürlich wieder abgedeckt, damit sie nicht austrocknen. Bei der Lauge hab ich’s mir einfach gemacht und eine fertige verwendet. Handschuhe anziehen, Lauge in ein Plastikgefäß leeren und die Brezen darin tauchen. Die Lauge abseihen und wieder zurück in die Flasche, so kann der Rest wieder verwendet werden. Die Brezen mit Salz und Kümmel bestreuen und den Bauch einritzen. Bei 200 ° ca. 25 min backen. Wenn man 2 Bleche auf einmal reinschiebt, sollte man sie nach 10 min austauschen, damit alle gleichmäßig braun werden. Damit die Brezen schön resch werden, kommt eine feuerfeste Schale mit Wasser mit in den Ofen. Auf einem Gitterrost abkühlen lassen und reinbeißen!
Weißwürste
Zutaten für 20 Stück
850 gr. Kalbsschulter
650 gr. Schweinerückenspeck (grüner Speck)
1 Bund Petersilie
35 gr. Salz
500 gr. Eisschnee
Schale von 1 Zitrone
Pfeffer, Muskat und Senf gemahlen
5 m Schweinedarm (26/28 mm Durchmesser)
Zubereitung
Den Darm 2 h wässern. Fleisch und Speck in Würfel schneiden und ca. 1 h im Gefrierfach anfrieren lassen. Den Fleischwolf ebenfalls einkühlen. Die Fleisch- und Speckwürfel durch die 3 mm große Lochscheibe des Fleischwolfes drehen und eventuell kühl stellen (es darf nicht warm werden, da die Masse sonst gerinnt). Das Faschierte gemeinsam mit dem Eisschnee nochmal durch den Fleischwolf drehen, dieses mal mit der 2 mm Lochscheibe. Die Petersilie fein hacken und gemeinsam mit allen Gewürzen zur Fleischmasse geben. Alles gut und schnell mit den Händen durchkneten, damit die Wurstmasse schön kalt bleibt.
Das Wurstbrät ist nun fertig zum Abfüllen. Wir haben eine Wurstpresse verwendet, in welche wir die ganze Masse einfüllen konnten. Das hat viel besser funktioniert als mit dem Fleischwolf und innerhalb von 10 min hatten wir 40 Weißwürste fertig. Wer die Würste mit dem Fleischwolf füllen möchte kann hier nachlesen. Anschließend werden die Würste alle 12 cm abgedreht. Vorher an den jeweiligen Stellen etwas abdrücken und dann immer gegengleich drehen. Wir haben die Würste vor dem Brühen nicht auseinander geschnitten und eine lange Wurstkette in den Topf geschmissen. Das würden wir euch auch raten, dann braucht man auch keine Angst haben, dass sie aufgehen.
Wenn ihr die Würste innerhalb von 1-2 Tagen essen wollt, könnt ihr sie ohneweiters im Kühlschrank aufbewahren und dann bei 75 ° brühen und kesselheiß verspeisen. Wir haben die Würste am Vorabend gemacht und am nächsten Vormittag gebrüht und genossen, hat gut funktioniert.
Wenn ihr die Würste erst zu einem späteren Zeitpunkt essen wollt, rate ich euch, die Würste gleich bei 75 ° zu brühen und im Eiswasser wieder abzuschrecken. So könnt ihr sie im Kühlschrank aufbewahren (aber nicht länger als 3 Tage, da die Petersilie sonst sauer wird) oder einfrieren.