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Wanderlust… Karnischer Höhenweg

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg
Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg
Wandern am Kamm… kann es etwas Schöneres geben?

Es war ein paar Tage ruhig auf dem nudlholz – der Grund dafür war unser Urlaub auf dem Karnischen Höhenweg und in Südtirol. Und nach vielen wunderschönen gemeinsamen Urlauben in ganz Europa und Nordamerika können wir mit großer Sicherheit behaupten – so entspannt wie auf dem Höhenweg waren wir bisher noch nie. Zum einen lag es bestimmt daran, dass die Tage  durchgeplant sind (aufstehen, packen, gehen, in der Hütte ankommen, essen, schlafen und das selbe wieder von vorne…) zum anderen bestimmt auch daran, dass man für mehrere Tage das Handy ruhig eingepackt lassen kann, weil Empfang hat man sowieso keinen. Wer nach der puren Entspannung strebt (und wer sich gerne in den Bergen bewegt) dem sei diese Reise eindeutig zu empfehlen.

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Vom Monte Elmo bis zum Wolayersee in 4 Tagen

Gestartet sind wir in Vierschach, wo wir mit der Helmbahn die ersten Höhenmeter etwas geschummelt haben, aber da wir vor hatten, die erste Hütte (Sillianer Hütte) auszulassen, und gleich weiter zum Obstansersee zu wandern, hatten wir deshalb nicht wirklich ein schlechtes Gewissen.  Von der Bergstation der Helmbahn bis zur Sillianer Hütte ist es eine recht einfache Wanderung, genau richtig um sich mal an das Gewicht (gute 9 kg) des Rucksackes zu gewöhnen. Weiter gehts auf dem Kammweg mit dem ständigen Blick auf die Dolomiten. Man überquert Demut (2591 m) und Eisenreich (2665 m) und befindet sich danach schon auf dem Abstieg zur Hütte, die am wunderschönen und ebenso kalten Obstansersee liegt. Es macht uns übrigens gar nichts, unser Schlaflager mit 10 anderen zu teilen, wir sind angenehm erschöpft und schlafen tief und fest bis um 5:30 der erste Zimmergenosse seine sieben Zwetschken zusammenpackt.

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Nach dem Frühstück, das in den Bergen irgendwie viel besser schmeckt, als im Tal beginnt unsere zweite Etappe, die uns nach etwa 20 Minuten zu einem Soldatenfriedhof führt. Während des ganzen Kammweges kommen wir immer wieder an Stellungen des 1. Weltkrieges vorbei und trotz des wunderschönen Ausblicks macht sich immer wieder ein beklemmendes Gefühl breit. Es ist schwer vorstellbar, was sich in diesen Höhen vor fast 100 Jahren zugetragen und viele junge Leben gefordert hat. Heute findet man an dieser Stelle einen Friedensweg, der oft ziemlich genau auf der Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft. Über die Pfannspitze (2678 m) geht es weiter in Richtung Kinigatscharte zur Filmoorer Standschützenhütte, wo wir uns Kaffee und Strudel gönnen. Wir haben unser Pensum für heute aber noch nicht erfüllt und wandern noch gute 7 km weiter zur Porzehütte. Das Wetter war uns auch auf dieser Etappe wohlgesonnen und das angekündigte Gewitter kam erst, als wir schon lange in unseren Hüttenschlafsäcken lagen. Na gut, wir sind an diesem Tag schon ziemlich bald ins Bett gegangen, aber alle anderen auch – in weiser Voraussicht auf den nächsten Tag – vor uns liegt die Königsetappe mit knapp 18 km und 1200 hm, die forderndste und zugleich schönste Etappe des Karnischen Höhenweges.

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

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Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg
Filmoor-Standschützenhütte

Wir sind um 7 Uhr bereits auf dem Weg Richtung Hochweißsteinhaus, denn diese Etappe führt uns die meiste Zeit am Grat und durch ausgesetzte Passagen – wir haben keine Zeit zum Trödeln und wollen auf jeden Fall vor dem angekündigten Hitzegewitter am Nachmittag die Hütte erreichen. Es ist uns gelungen, wir hatten eine wahnsinnige Weitsicht und an diesem Tag den schönsten Teil des Höhenwegs erlebt. Am frühen Nachmittag kommen wir erleichtert am Hochweißsteinhaus an und freuen uns, dass es unseren Mitwanderen (man kennt sich bereits 🙂 ) auch gut ergangen ist. Beim Anmelden witzeln wir mit dem Hüttenwirt und er erklärt uns: „Um 18 Uhr gibt es Abendessen, bitte seid dann wieder zurück“ Wir wundern uns – was glaubt der, wo wir nach dieser Etappe noch hin wollen…

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg
Hochweißsteinhaus
Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg
Unser Weg, der 403 ist wirklich sehr gut markiert.

Nach 3 Tagen Gratwanderung führt uns die 4. Etappe über italienische Almen und Waldwege, auch schön, aber eben ganz anders. Ein leicht wehmütiges Gefühl kommt auf, denn dies ist vor dem Abstieg schon unsere letzte Etappe. Wie immer im strahlenden Sonnenschein (Wahnsinn, was wir für ein Glück mit dem Wetter hatten!) Am Wolayerseehaus gönnen wir uns vor dem Abstieg einen Tag „Pause“ – da hat es dann geregnet und wir haben uns aufgrund des Wetters nicht auf die Hohe Warte getraut. Wir sind stattdessen noch auf den Rauchkofel und ein Stück auf die italienische Seite gewandert.

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Vom Wolayerseehaus haben wir uns über das Valentinthörl wieder den Weg ins Tal gebahnt, von dort sind wir mit dem Bus von Kötschach zurück nach Sillian zu unserem Campingbus gefahren (auf dem Parkplatz des Roten Kreuzes und der Bergrettung Sillian ist es Wanderen erlaubt ihr Auto zu parken) und unser Karnischer Höhenweg fand sein Ende.

Von Murmeltieren und angriffslustigem Grauvieh

Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und weiß eine Kuh ist kein Kuscheltier. Bei den Berichterstattungen von Kuhangriffen der letzten Wochen hab ich mir gedacht, die werden schon irgendwie selbst Schuld gewesen sein. Nun, knapp einem Kuhangriff entkommen, bin ich da nicht mehr so streng und hab fast ein schlechtes Gewissen für meine Gedanken. Jeder Kuh, die mitten auf dem Weg stand sind wir großräumig ausgewichen. Außer einmal, aber da war es auch echt ziemlich schwierig und steil – wir haben die Kühe von unten schon gesehen und haben noch über die Allradfähigkeit von Tiroler Grauvieh im Gegensatz zu unseren trägen Innviertler Kühen Witze gemacht. Wir sind also ohne Probleme rauf zum Gipfel vom Rauchkofel und beim Abstieg kamen wir dann in diese brenzlige Situation. Der Weg war steinig, schmal und steil und die Kuh stand ein paar Meter neben dem Weg. Die Stöcke in die Hände genommen um wenig durch Geräusche auf uns aufmerksam zu machen, Blickkontakt vermeiden und zügig an dem Tier vorbei – so war der Plan. Die Kuh hat ihn wortwörtlich durchkreuzt, als sie sich zwischen Alex und mir mitten auf den Weg gestellt hat. Adrenalin und so, aber das muss ich jetzt bestimmt nicht erwähnen. Nach einem kurzen angriffslustigen Blick auf Alex, hat sie mich ins Visier genommen und ist auf mich zugetrabt – ich kann euch sagen, so schnell bin ich noch nie bergauf gelaufen, hätte es sein müssen wär ich gleich noch mal auf den Gipfel. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd hat die Kuh dann von mir abgelassen und ich bin quer durchs Geröll wieder auf den Weg gestapft. Also ich rate euch, nehmt diese Warnschilder ernst und weicht den Rindviechern so weit wie möglich aus.

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg
Sie war es nicht.

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

Nun zu weniger gefährlichem Getier – den Murmeltieren. Am Anfang des Weges sind wir bei jedem Pfeifen stehen geblieben und haben Ausschau gehalten, mit wenig Erfolg. Bei der letzten Etappe, vom Hochweißsteinhaus zum Wolayersee hat es nur so gewurlt und gepfiffen. Echt witzige Tiere, diese Mankei…

Was mit muss, was daheimbleiben darf und was wir vergessen haben

Wir haben bereits zwei Tage vor der Abreise unsere Rücksäcke gepackt und daheim ein Stückchen „Probe-getragen“, was bestimmt ziemlich lustig ausgesehen hat. Wir waren beim Packen ziemlich genau und haben die einzelnen Kleidungsstücke mit Hilfe unsere Küchenwaage ausgewählt. Man kommt nämlich auf gute 9 kg (inkl. Wasser für eine Tagesetappe) und da freut man sich über jedes Gramm, das man sparen kann. Das Gewicht des Rucksacks hat uns anfangs ziemlich viel Respekt eingeflößt, aber man gewöhnt sich daran, und er trägt sich von Tag zu Tag leichter. Nur an den Schlüsselbeinen bleiben kleine schmerzende Druckstellen zurück.

Ich packe meinen Koffer Rucksack und nehme mit…
unsere Packliste “ Karnischer Höhenweg „

Kleidung und Wesentliches
Rucksack mit Regenhülle
2 Wechsel-Shirts
1 langes Fleeceshirt
2 Wechselunterhosen
1 Paar Wechselsocken
Regenjacke
Regenhose
2 Buffs
Haube und dünne Handschuhe
1 lange Wanderhose
Sonnencreme (mind. LSF 25)
Sonnenbrille
kleines Microfaserhandtuch
Stirnlampe
Trinkblase mit 3 l Fassungsvermögen
Hüttenschlafsack
Nüsse, Müsliriegel
Taschenmesser
Wanderführer, Wanderkarten
Handy und Ladegerät
Bargeld (etwa 50-60 € pro Tag und pro Person, wenn man sich auch mal ein Bier oder einen Strudel zwischendurch gönnen möchte)

Toilettartikel und Erste-Hilfe-Set
Magnesium-Tabletten
Hirschtalg
Blasenpflaster, normale Pflaster, Verbandszeug
Aspirin
Schmerzgel
Alu-Rettungsdecke
Oropax
Waschbeutel mit Duschgel, Shampoo, Zahnbürste, …
Plastiksackerl für Dreckwäsche
kleiner Müllsack

Nicht lebenswichtig, aber schön dabei zu haben

Leichte Hose für die Hütte
T-Shirt für die Hütte
Hüttenschuhe (gibts auch zum Ausborgen)
Fotoapparat

Und womit sind wir losgewandert?

Bergschuhe (knöchelhoch mit gutem Profil)
Wandersocken
T-Shirt
kurze Wanderhose
Weste/langes Hemd
Wanderstöcke

Vergessen haben wir eigentlich nichts, ein leichtes paar Schuhe wär aber vielleicht nicht schlecht gewesen. Manchmal möchte man abends noch etwas um die Hütte stapfen und die Begeisterung hierfür wieder in die Bergschuhe zu schlüpfen, hielt sich in Grenzen.

Wir haben uns bei der Planung unserer Tour am Rother Wanderführer: Karnischer Höhenweg von Evamaria Wecker orientiert und uns gleichzeitig noch die GPS-Tracks auf die Handys geladen. Der Weg ist aber durchgängig sehr gut markiert und wir haben uns gut ohne Karte und Handy zurechtgefunden.

Von Helm bis zum Plöckenpass - unser Karnischer Höhenweg

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CategoriesAllgemein
  1. Johannes says:

    Hallo Sarah und Alex!

    Super Blog-Eintrag der uns gleich Lust auf diesen Weg gemacht hat, sodass wir ihn nächste Woche starten werden. 🙂

    Haben jedoch noch 2 Fragen:

    Wie habt ihr das mit den Hütten organisiert? Habt ihr vorher reserviert oder ist tendenziell auf diesem Weg eh meist was frei?

    Und welche Busverbindung habt ihr von Kötschach nach Sillian genommen? Haben auf Anhieb jetzt nichts gefunden außer mit 2-3 mal umsteigen…

    1. Hallo Johannes! Es freut uns wirklich sehr, dass du Lust auf den Karnischen Höhenweg bekommen hast, und wir hoffen du hast eine ebenso schöne Zeit wie wir! Wir haben 2 Tage vor Beginn der Tour bei den Hütten angerufen und reserviert und die Hütten waren zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut ausgelastet! Die Verbindung von Kötschach nach Sillian ist leider mit mehrmaligem Umsteigen verbunden – aber der Weg ist es definitiv Wert! Zur Info noch, der Römerweg am Plöckenpass ist unter der Woche wegen Bauarbeiten gesperrt, also am besten gleich nach einer Verbindung von der Valentinalm suchen! Berg heil und eine schöne Zeit!!

  2. Pingback:Weitwandern Jahresrückblick 2017 » gipfelrast.at

  3. Heinz Erlekotte says:

    Hallo, wir sind eine kleine Wandergruppe (nicht mehr die jüngsten) und wollen die erste Etappe vom Karnischen Höhenweg gehen. Bin für jede info dankbar. Gruß Heinz

  4. Steffi B. says:

    Hallo Sarah und Alex,
    ich habe gerade euren tollen Bericht über den Karnischen Höhenweg gefunden. Wir, das heißt, ich mit meinen vier Kindern, sind ihn auch dieses Jahr gewandert und eure Fotos sind genauso toll wie unsere. Leider haben wir es nicht bis zur Wolayerseehütte geschafft, ein Wintereinbruch hat uns überrascht, aber es war trotzdem toll.
    Wer mag, kann hier nachlesen: https://schreibscheune.de/der-karnische-hoehenweg-wandern-mit-kindern/
    Begeisterte Grüße nach Österreich, Steffi

    1. Sarah Dicker says:

      Liebe Steffi! Vielen Dank für deine Nachricht! Wow, deine Kinder sind ja wirklich tüchtige Wanderer!! Schön, so eine Wanderung als Familie zu bestreiten! Und dann auch noch der Schnee – das war ja wirklich abenteuerlich! Wir hatten wahnsinniges Glück mit dem Wetter und sind kein einziges Mal nass geworden, aber wie du schon in deinem Beitrag geschrieben hast, in dieser Höhe muss man selbst im August mit allem rechnen! Alles Liebe, Sarah

  5. Johannes says:

    Hallo Sarah und Alex,
    habe gerade Euren tollen Beitrag gelesen. Meine Freundin und Ich wandern heuer ebenfalls 8 Tage entlang dem KW. Daher wollte ich fragen wie groß war Euer Rucksack?
    Mit freundlichen Grüßen Johannes

    1. Sarah Dicker says:

      Hallo Johannes!
      Vielen Dank für deine Nachricht! Alex‘ Rucksack hat ein Fassungsvermögen von 38 Litern und in meinen passen 30 Liter. Jeder der Rucksäcke wog ca. 10 kg! Wir wünschen euch eine ebenso schöne Zeit auf dem Höhenweg, wie wir sie hatten!
      Liebe Grüße, Sarah

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